Wydanie/Ausgabe 126/10.09.2023

   

Alle Juden teilen ein bestimmtes Gen“- diese flapsige Aussage von Thilo Sarrazins gegenüber Journalisten der „Welt am Sonntag“rief einen Sturm der Entrüstung hervor, obwohl Juden in seinem Buch lediglich als Beispiel überdurchschnittlicher Intelligenz eine Rolle spielen.

Außer Acht gelassen wird, dass der ungeliebte SPD-Mann seine Bemerkung wenig später zurecht rückte. Wenn man also ehrlich meint, sollte als Diskussionsgrundlage gelten: „Als ich sagte, dass `alle Juden ein bestimmtes Gen teilen´, habe ich mich nicht hinreichend präzise ausgedrückt. Ich bezog mich mit einer Äußerung – wegen der Interviewsituation leider verkürzt – auf neuere Forschungen aus dem USA. Ich bin kein Genethiker. Aber ich habe zur Kenntnis genommen,, dass es in höheren Maße gemeinsame Wurzeln heute lebender Juden gibt, als man bisher für möglich hielt.“

Hierbei bezieht sich Sarrazin auf Forschungsergebnisse der New Yorker Universität. Demnach soll ein Großteil der heute lebenden Juden viele Gene von einer ursprünglich jüdischen Bevölkerungsgruppe geerbt haben, die vor rund 3000 Jahren im östlichen Mittelmeerraum lebte, was nichts anderes bedeutete, so berichtete der „Tagesspiegel“ im Juni, dass diese „nicht nur durch Kultur und Religion, sondern such durch ein gemeinsames biologisches Erbe miteinander verbunden“ seien.

Der Genethiker Harry Ostrer untersuchte hierzu das Erbgut von 237 Menschen, deren Familien seit Generationen jüdisch sind und die den drei großen Gruppen angehören, nämlich den Aschkenasen, den Sepharden und den orientalischen Juden. Deren Erbinformationen verglich er schließlich mit der DNS von 2800 Nichtjuden aus denselben Herkunftsregionen. Oster und sein Team vom „Albert Einstein College of Medicine“ in New York kamen dabei zu ähnlichen Ergebnissen wie der Genethiker Doron Behar vom „Rambam Medical Center“ im israelischen Haifa. Es stellte sich nämlich heraus, das die Juden in den drei untersuchten Diaspora-Gruppen sich genetisch näher sind als die Angehörigen der nicht jüdischen Vergleichsgruppen der jeweils gleichen Region. Innerhalb jeder Gruppe sind die untersuchten Personen in etwa so verwandt wie Cousins zweiten bis fünften Grades. Für Forschungsleiter Harry Ostrer steht daher fest: „Unsere Untersuchung stützt die Idee eines jüdischen Volkes, das durch eine gemeinsame genetische Geschichte verbunden ist.“

Osters Instituskoleger Gil Atzmon bekräftigte kürzlich in einem Interview mit der Tageszeitung „Die Welt“: „Die Juden sind das einzige Beispuiel in der Geschichte, dass die Religion ein Genom (Erbgut) am Leben erhalten hat.“

Jenseits der wissenschaftlichen Debatte spricht in Israel der Innenminister Elli Yishai – in der „Jerusalem Post“ vom 8. August 2010 – ebenso unbefangen wie der Künstler Yehoram Gaon von einem „jüdischen Gen“. Die Aufregung bei uns hat dort Erstaunen ausgelöst.

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