Wydanie/Ausgabe 131/04.04.2024

Der Besuch in JAWORZNO wurde für die Delegation zu einer unangenehmen Überra­schung. Die Feststellungen und ungünstige Erfahrungen, die dort gemacht wurden, zwin­gen die Delegation dazu, sich mit stärkstem Nachdruck dafür einzusetzen, dass dieses Übergangslager schnellstens aufgelöst wird. Die dort untergebrachten kranken Gefange­nen und Invaliden sollen umgehend ins Vaterland zurückgeführt werden.

Auch unter Beibehaltung von Objektivität im weitesten Sinne ist dabei festzustellen, dass dieses Lager eher den Eindruck eines Straflagers als den eines Gefangenenlagers macht und die dort herschende Atmosphäre äußerst deprimierend ist.

Die Delegation wird auf die näheren Einzelheiten nicht eingehen sowie auf das Systema­tisieren erwähnenswerter Feststellungen verzichten. Sie begrenzt sich allein auf die Mit­teilung der Tatsache, dass die Schwerkranken und ansteckend Kranken mit den noch gesunden Personen eng zusammengepfercht, häufig in demselben Bett leben und schla­fen. Die Delegation erlaubt sich auch, darauf aufmerksam zu machen, dass dieses Lager total überfüllt ist. Die Gefangenen schlafen dort zu zweit in einem Bett und es gibt hier keinen Raum, in dem sie sich versammeln oder zurückziehen könnten.

Den schlimmsten Eindruck macht jedoch die moralische Atmosphäre, denn alle Gefan­genen machen den Eindruck, eingeschüchtert zu sein ... (unlesbare Fragmente) ... Zur Darstellung der Angst, von der sie beherrscht werden, könnte man allein die Tatsache erwähnen, dass alle Gefangenen, die den Mut hatten, die von den IKRK-Delegierten gestellten Fragen nur ganz lakonisch zu beantworten, gezwungen waren, dem Lager­personal ihre Namen anzugeben.

Die IKRK-Delegation ist der Ansicht, dass ihre Bitte betreffs einer umgehenden Rück­führung der kranken Gefangenen und Invaliden aus dem Hauptlager in Jaworzno ins Vaterland, die seit Monaten den zuständigen Behörden wiederholt wird, in jeder Hin­sicht begründet ist und erlaubt sich, diese Bitte nochmals zu wiederholen.

Warschau, den 16. Dezember 1947

(Fr. Ehrenhold)

Leiter der IKRK-Delegation in Polen...“